Rohrisolationen mit asbesthaltigem Mörtel
Stand der Technik
Rohrisolationen aus verschiedenen Materialien (Mineralwollen, Kork-Bitumen, PIR-/PUR-Halbschalen, seltener Polystyrol) wurden oft mit einem Mörtel abgedeckt. Dieser Mörtel kann Asbest (in der Regel Amosit) enthalten.
Zum Teil wurde dieser Mörtel direkt aufgetragen. Zum Teil wurde er mit Drahtgitter, Gaze oder Jute-Gewebe verstärkt oder abgedeckt.
Die Asbest-Konzentration kann relativ stark variieren und heterogen verteilt sein. Die Asbest-Konzentration beträgt in der Regel um 1%, kann aber bis 20% betragen.
Neben Abdeckungen mit Mörtel können Rohrleitungen u.a. mit folgenden asbesthaltigen Materialien ummantelt sein:
Gesundheitsgefährdung
Ohne Bearbeitung
Bindungsart Asbest: schwach gebunden
- Intakt oder nur leicht beschädigt (etwa einzelne Risse in der Isolation): Keine oder sehr geringe Gefahr. Um mechanische Beschädigungen zu verhindern, können solche Rohre abgedeckt werden.
- Beschädigt: Aus beschädigtem Material (z.B. durch Alterung oder aufgrund früherer mechanischer Einflüsse) können lokal Fasern freigesetzt werden (oranger Bereich)
- Bei Beschädigung durch äussere Einwirkungen ist die Staubentwicklung und Asbest-Faserfreisetzung sehr hoch (roter Bereich). Zudem besteht die Gefahr von Verschleppung und dementsprechender Kontamination von anderen Bereichen aufgrund herumliegender Bruchstücke.
Mit Bearbeitung
Bei der Bearbeitung von Rohrisolationen mit asbesthaltigem Mörtel sind die Staubentwicklung und die Asbest-Faserfreisetzung sehr hoch (roter Bereich).
Diagnostik
Rohrisolationen mit Mörtel sind zu beproben.
Auch die "Mörtelabschlüsse" der Rohrisolationen können Asbest enthalten und sind zu untersuchen.
Zum Teil wurden Rohre an den Biegungen anders isoliert als in den geraden Bereichen (z.B. Isolation mit Asbest-Gewebe an der Biegung,i.d.R. nicht freiliegend). Die Materialien an den Biegungen sind daher gesondert zu überprüfen.
Da der Asbest im Mörtel heterogen vorliegt, sind mehrere Proben resp. Mischproben (aus maximal 3-5 Einzelproben) vom gleichen Material zu entnehmen. Visuell unterschiedliche Rohrisolationen sind separat zu beproben (keine Mischproben). Kommt die visuell identische Rohrisolation bei mehreren Leitungen vor, so kann auch eine Mischprobe über mehrere Leitungen genommen werden.
Sanierung/Entfernung
Grundsätzlich hat eine Sanierung von Rohrisolationen mit asbesthaltigem Mörtel gemäss EKAS-Richtlinie Nr. 6503, Kap. 7 durch einen Suva-anerkannten Asbestsanierer zu erfolgen. Ein durchdringendes Benetzen mit seifenartigem Mittel ist trotz Sanierungszone notwendig.
Gemäss Suva-Factsheet 33075 können die Rohre durch einen Suva-anerkannten Asbestsanierer in einer Sanierungszone in Stücke geschnitten resp. abgeklemmt, mit Plastikfolie eingepackt und ausgeschleust werden. Die Materialtrennung kann anschliessend in der externen Zone beim Asbestsanierer erfolgen.
Alternativ können Rohrisolationen auch mit dem Glove-Bag-System saniert werden. Dieses kommt in der Praxis jedoch eher selten zum Einsatz.
Gemäss Suva-Merkblatt 84053 und Suva-Factsheet 33074 dürfen Demontagen ohne Verletzen der Dämmung von instruierten Baufachleuten unter Verwendung persönlicher Schutzausrüstung ausgeführt werden (luftdichtes Einpacken, Demontage ohne Beschädigung des asbesthaltigen Mörtels, Materialtrennung anschliessend beim Asbestsanierer in externer Zone). Dieses Vorgehen ist nur für unbeschädigte Isolationen anwendbar.
Entsorgung
Entfernte Rohrisolationen mit asbesthaltigem Mörtel (ohne Rohr).
Abfallcode
- 17 06 05 S
Entsorgungsweg
- Deponie Typ E
Verpackung
- Doppelt verpackt (z.B. Kunststofffoliensäcke in einem Big Bag)
Weitere Hinweise
- Keine
Allgemeine Bemerkung
Die Schmelzwerke in der Schweiz nehmen generell keine asbesthaltigen Abfälle an. Eine Entsorgung von Metall-Rohren inkl. asbesthaltigem Mörtel (z.B. im Schmelzwerk) ist daher zur Zeit nicht vorgesehen.
Bei der Entsorgung sind auch die Vorgaben der Suva zu berücksichtigen. Die älteren Factsheets 33063 und 33064 entsprechen dabei nicht mehr dem Stand der Technik und werden durch ein neues Suva-Factsheet abgelöst (Stand März 2025 noch nicht publiziert), welches auf die Inhalte des Polludoc-Berichts zur Asbestentsorgung abgestimmt ist.